Zuletzt aktualisiert am 6. November 2022 by Sabine Röltgen

Wie oft hab ich diesen Satz schon gehört. Wenn ich in Rente gehe, und die Aktienmärkte sind im Keller, ist mein ganzes Geld futsch! Deshalb hab ich keine Aktien. Das ist mir zu unsicher für meine Altersvorsorge.

Frage: stimmt das wirklich so?

Richtig ist, dass Aktienkurse schwanken und über einen längeren Zeitraum auch rückläufig sein können. Das nennt sich Bärenmarkt oder Baisse. In einem Bärenmarkt fallen die Aktienkurse auf breiter Front. Es herrscht insgesamt eine negative Stimmung an den Börsen. Diese Situation haben wir jetzt, im Sommer 2022.

Das Gegenteil vom Bärenmarkt ist der Bullenmarkt, auch Hausse genannt. Hier herrscht Optimismus an den Börsen vor. Die Aktienkurse steigen auf breiter Front.

Du gehst jetzt in Rente – und es herrscht Flaute an den Börsen.

Was machst du jetzt? Sollst du schnell alle deine Aktien verkaufen? Auf einmal? Häppchenweise?

7 Punkte, die dir dabei helfen, einen Bärenmarkt zu überstehen, wenn du gerade dann in Rente gehst

  1. Du bist schon lange Aktionärin
  2. Du verkaufst nicht alle deine Depot-Werte auf einmal
  3. Du bereitest dich auf eine solche Situation vor
  4. Du hast noch weitere Einkommensquellen
  5. Du beziehst eine staatliche Rente als Altersvorsorge
  6. Du bist bereit, ein wenig kürzer zu treten
  7. Du weisst, dass Bärenmärkte nicht ewig dauern

Punkt 1: Du bist schon lange Aktionärin

Du hast mit Sicherheit nicht erst kurz vor Rentenbeginn damit angefangen, Aktien zu kaufen. Sondern schon 5, 10 oder 15 Jahre vorher. Du bist langfristig orientiert. Einige deiner Unternehmen hast du schon einige Jahre in deinem Depot. Dann geht es dir wie mir. Ich stehe zwar noch lange nicht vor meinem Eintritt ins Rentenalter. Halte aber einige meiner Aktien schon länger als 10 Jahre.

Das kannst du auch schaffen, du musst nur mal damit anfangen! Aktien, die du schon lange in deinem Depot hast, sind über die Zeit gestiegen. Selbst, wenn sie bei einem Börsencrash mit länger anhaltenden fallenden Kursen die Hälfte von ihrem Wert verlieren, bist du noch im Plus. Natürlich ist es ärgerlich, wenn du dann verkaufen musst. Aber okay, sagen wir mal, das passiert.

Dann kommen wir direkt zu

Punkt 2: Du verkaufst nicht alle deine Aktienpositionen auf einmal

Eventuell musst du einen kleinen Teil deines Aktiendepots verkaufen. Aber eben nicht alles. Dein Rentenbeginn kommt ja auch nicht auf einmal, ganz plötzlich, über Nacht. Du hast dich darauf schon länger vorbereitet. Du kennst deine monatlichen Ausgaben. Weißt, was du ausgibst und was reinkommt.

Dann schaust du dir dein Depot an und entscheidest, ob und welche Position in deinem Depot du eventuell verkaufst. Apropos vorbereiten.

Punkt 3: Du kannst dich vorbereiten und z.B. für 1 Jahr Liquidität aufbauen

Falls du denkst, dass es über einen längeren Zeitraum fallende Börsenkurse geben wird, kannst du z.B. für 1 Jahr Liquidität aufbauen. Was heißt das? Du kennst deine monatlichen Ausgaben. Diesen Betrag mal 12 legst du auf deinem Tagesgeldkonto zur Seite. Das verschafft dir Flexibilität durch Zeitgewinn. Denn dann kannst du in Ruhe überlegen, ob du eine Position aus deinem Aktiendepot verkaufst, oder nicht.

Punkt 4: Du bist an einem Unternehmen beteiligt, das eine Dividende ausschüttet

Die Dividende ist die Gewinnausschüttung der börsennotierten Unternehmen an ihre Aktionäre. Wachstumsstarke, profitabel wirtschaftende Unternehmen schütten auch in Krisenzeiten eine Dividende aus. D.h. du schaffst dir hier einen Einkommensstrom, der auch in einem Bärenmarkt fließt. Also wenn die Aktienkurse rückläufig sind. Denn „dein“ Unternehmen erzielt ja immer noch Gewinne.

Punkt 5: Du bekommst eine gesetzliche Rente als Altersvorsorge

Du hast ein Einkommen beim Eintritt in deine Rentenphase: du bekommst eine gesetzliche Rente. Und diese Rente ist ja sicher, wie wir alle wissen. Nur die Höhe dieser Rente nicht… Aber nichtsdestotrotz bekommst du monatlich Geld. Du kannst daher, wenn die Aktienkurse gefallen sind, trotzdem deine Lebenshaltungskosten bestreiten. Und wenn es wirklich knapp wird, dann kommen wir zu Punkt 6:

Punkt 6: Du trittst für eine gewisse Zeit ein wenig kürzer

Das ist zwar nicht so toll, aber für eine gewisse Zeit ist das möglich. Du fährst nur einmal im Jahr in Urlaub, gehst weniger aus essen, kaufst weniger Kleidung etc. Nur für einen gewissen Zeitpunkt. Du weisst, diese Phase geht vorüber. Denn du kennst Punkt 7:

Punkt 7: Du weisst, dass Bärenmärkte nicht ewig dauern

Im Schnitt dauern Bärenmärkte zwischen 1 und maximal 3 Jahren. Phasen fallender Börsenkurse gab es z.B. zwischen 1972 und 1974 (ca 2 Jahre). Von April 2000 bis Januar 2003 (knapp 3 Jahre). Und von Oktober 2007 bis März 2009 (eineinhalb Jahre). Ca 11 Jahre lang haben wir stetig steigende Aktienkurse gesehen. Die Gründe dafür sind allseits bekannt: sehr niedrige Zinsen, aber auch steigende Unternehmensgewinne.

Das hat sich geändert. Corona und der Krieg in der Ukraine haben eine „Zeitenwende“ eingeläutet. Die Inflation steigt weltweit. Die Energiepreise stehen auf Rekordhochs. Die Aktienmärkte fallen. Mittlerweile wird vom Beginn eines Bärenmarkts gesprochen.

FAZIT

Wir wissen alle nicht, wo die Aktienkurse stehen, wenn wir in Rente gehen. Wir wissen ebenfalls nicht, welche Rentenzahlung wir erhalten, wenn es soweit ist. Wie schon gesagt, die gesetzliche Rente soll ja sicher sein, nur die Höhe nicht…. Da kann sich noch einiges ändern. Genau wie bei den Aktienkursen.

Daher gilt: bewahre immer die Ruhe und baue dir mehrere Geldströme auf. Aktien von wachstumsstarken, soliden Unternehmen können dabei ein Baustein sein. Und wenn es dann soweit ist mit der Rente, dann freust du dich. Eventuell nicht nur über gestiegene Aktienkurse, sondern auch über regelmäßige Dividendeneinkünfte. Und du bist froh, dass du in Aktien investiert hast, damals, als du diesen Artikel gelesen hast.

In diesem Sinne herzliche Grüße und denk immer dran: #boerserockt

Sabine