Zuletzt aktualisiert am 13. April 2017 by Sabine Röltgen
Diese Mini-Serie über Robo-Advisor widme ich Birgit, die mich auf den Gedanken gebracht hat, darüber zu schreiben. Birgit hat vor einiger Zeit einen Artikel zu dem Thema gelesen und sich gefragt, ob Robo-Advising etwas für sie ist. Und dann hat sie mich gefragt, was ich davon halte.
Also, liebe Birgit, hier ist der erste Teil. Ich hoffe du kannst dir bei der Lektüre eine Meinung bilden und dann für dich eine Entscheidung treffen. Und wenn noch etwas unklar, einfach melden! Das gilt natürlich für alle Leser dieses Blogbeitrags. Nutzt einfach die Kommentarfunktion. Dann wird euch weitergeholfen :-).
Klingt das nicht verlockend?!? Du machst deinen Job, gehst deinen Hobbies nach, triffst dich mit deinen Freunden – und ein Computerprogramm erledigt deine Geldanlage für dich. Dazu hast du eh keine große Lust. Damit kennst du dich auch nicht so gut aus. Also delegierst du diese „lästige Aufgabe an einen Robo-Advisor. Und hoffst, dass der das Beste aus deinem Geld macht. Es also vermehrt.
Das wäre natürlich praktisch, wenn das so leicht ginge. Ganz so einfach ist es aber nicht. Damit du dich im Dschungel der computergestützten Geldanlage besser zurechtfindest, habe ich dazu eine 3-teilige Mini-Serie verfaßt. Es gibt nämlich verschiedene Robo-Advisor Angebote. Zugeschnitten auf unterschiedliche Anlegertypen und -Bedürfnisse.
Zusammenfassung Robo-Advisor Typen
Mit einem Robo-Advisor kannst du bequem, einfach und günstig dein Geld anlegen, so das Versprechen der Anbieter. Die aktuellen Angebote lassen sich in 3 Gruppen einteilen:
- Full-Service Advisor: die Betreuer
- Half-Service Advisor: die Vermittler
- Self-Service Advisor: die Tippgeber
Robo-Advisor: die moderne Form der Geldanlage?
Im Zeitalter der digitalen Transformation macht der Einsatz von Computern auch bei der Geldanlage nicht halt. Das ist schon länger so, und das ist auch sehr praktisch. Eine Bank hast du mit Sicherheit schon länger nicht von innen gesehen. Da machst Online-Banking. Und seit 2014 kannst du auch die Geldanlage über ein Computerprogramm durchführen lassen. Es gibt mittlerweile mehr als 20 Fintechs, die das anbieten. Die Entwicklung ist hier rasant und es kommen immer wieder neue Firmen dazu. Deshalb weiß ich es nicht ganz genau, wieviele es derzeit sind. Fintech ist übrigens ein Sammelbegriff und die Abkürzung für Finanztechnologie.
Die umfassendste Betreuung deiner Geldgeschäfte erhältst du bei einem Full-Service Anbieter. Und hier ist auch die externe Kontrolle der Geldgeschäfte am größten. Full-Service Robo-Advisor unterlegen der Aufsicht durch die BaFin. Das ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Die BaFin untersteht dem Bundesministerium der Finanzen. Wenn du mehr darüber wissen willst, habe ich dir hier den Link zur Webseite herausgesucht.
Full-Service Robo-Advisor sind z.B. fintego, liquid, quirion oder vaamo. Sie bieten eine Rund-um-Betreuung, sind deine Online-Vermögensverwaltung. Die vier genannten Advisor möchte ich dir im folgenden näher vorstellen. Dabei gehe ich so vor: ich nenne die Produktpalette, seit wann der Anbieter am Markt ist, sage etwas zu den Kosten, zum Mindestanlagebetrag und wer die depotführende Bank ist. Robo-Advisor arbeiten nämlich in der Regel mit einer Bank zusammen, bei der auch das Depot geführt wird.
Der Full-Service Advisor fintego, hier ein Screenshot der Webseite im Bild, ist seit Januar 2014 am Markt. Die Produktpalette umfaßt ausschließlich ETFs = Exchange Traded Funds oder börsennotierte Indexfonds. Was das ist, kannst du in meinem Blogbeitrag über ETFs nochmal genau nachlesen.
Bei fintego hast du die Auswahl zwischen 5 Portfolios / Depots mit jeweils 5 Fonds. Sehr einfach und übersichtlich. Der Mindestbetrag liegt bei einer Einmalanlage bei 2.500 €. Bei einem Sparplan bist du ab 50 € / Monat dabei. Die Kosten liegen bei 0,95 % bei einer Anlage unter 10.000 €, bei bis 0,45 % bei einer Anlage ab 50.000 €.
Ist das teuer? Das kommt darauf an. Wenn du selbst einen ETF auswählst, kannst du dich für einen entscheiden, sparst du die Gebühr für den Robo-Advisor. Aber dann musst du auch Zeit in die Auswahl investieren. Musst Internetportale durchforsten, Magazine lesen oder ähnliches. Wenn du das nicht möchtest, oder die Zeit schlichtweg nicht hast, bist du eben bereit, den Preis zahlen. Die depotführende Stelle bei fintego ist übrigens ebase.
Liquid ist ebenfalls ein Full-Service Advisor. Am Markt tätig ist liquid seit Juni 2016. Die Produktpalette umfaßt ETFs, ETCs (das C steht für Commodities = Rohstoffe, und ETCs beziehen sich auch auf Rohstoffmärkte), aktive Fonds und Private Equity, also Beteiligungen. Der Mindestanlagebetrag liegt bei 100.000 €, die Kosten bei 0,15 – 0,5 %, abhängig vom Anlagebetrag. Die depotführende Stelle ist die Deutsche Bank.
Quirion bietet dem Anleger ETFs und aktive Fonds. Der Advisor ist seit November 2013 am Markt. Der Mindestanlagebetrag bei einer Einmalanlage beträgt 10.000 €, beim Sparplan 100 €. Die Kosten liegen bei 0,48 % und die depotführende Stelle ist die Quirin Bank.
Vaamo ist der vierte Full-Service Robo-Advisor, den ich in diesem Beitrag vorstelle. Vaamo bietet ETFs, ETCs und aktive Fonds an und ist seit 2014 am Markt. Der Mindestanlagebetrag bei einer Einmalanlage beträgt 10 €, ebenso beim Sparplan. Die Kosten liegen bei 0,79 % und die depotführende Selle ist die FIL Fondsbank.
In Finanztest 1 / 2017 findest du übrigens einen Artikel über Robo-Advisor. Dort werden weitere Full-Service Anbieter vorgestellt. Es gibt nämlich nicht nur diese 4, die ich im Blogbeitrag aufgeführt habe.
Und jetzt? Ist das eine gute Sache mit dem Full-Service Robo-Advisor? Ist das was für Birgit, oder für dich? Ich würde sagen: es kommt auf deine Vorkenntnisse an. Kümmern musst du dich nämlich schon. Einmal um das Anmeldeverfahren beim Advisor deiner Wahl. Dann machst du in der Regel einen kurzen Test, damit der jeweilige Anbieter dich in eine Risikoklasse einordnen kann. Und dann werden dir Vorschläge unterbreitet. Um diese dann beurteilen zu können, musst du dich mit dem Thema beschäftigen und dich auskennen.
Nichts für Anfänger!
Daher gilt: wenn du dich mit Geldanlagen und in diesem Fall mit Aktien schon besser auskennst, kannst du in Erwägung ziehen, mit einem Full-Service Robo-Advisor zu arbeiten. Zu arbeiten heißt, prüfe die Vorschläge, die dir gemacht werden. Und denk an die Kosten. Neben den Gebühren für die Vorschläge des Robo-Advisors fallen fondsinterne Kosten z.B. für die ETFs an. Diese liegen im Schnitt pro Jahr bei 0,2 – 0,4 %. Es gilt auch: für kleinere Summen fallen die Beratungskosten oft höher aus als für größere.
Thema Transparenz
Wahrscheinlich möchtest du vor der Kontoeröffnung erstmal sehen, was der Robo-Advisor dir bietet. fintego offeriert vor der Kontoeröffnung viele Infos, z.B. einen Anlagevorschlag mit prozentualer Vermögensaufteilung. Bei anderen Advisors bekommst du diese Infos erst nach der Kontoeröffnung. Und um diese durchzuführen, führt kein Weg an der nächsten Postfiliale vorbei. Das Post-Ident-Verfahren musst du durchführen, um weiter zukommen.
FAZIT
Ein Full-Service Robo-Advisor kann meiner Meinung nach das eigene Wissen erweitern und neue Ideen liefern, auf die du vielleicht selbst nicht gekommen wärst. Entscheidungen kann dieser Service dir allerdings nicht abnehmen. Aus den Vorschlägen, die dir unterbreitet werden, musst du am Ende des Tages selbst auswählen, welches Angebot du annimmst.
Nutze ich selbst einen Robo-Advisor? Nein. Ich entscheide lieber selbst über meine Geldanlagen.
In der nächsten Ausgabe der Aktienlotsen stelle ich dir die Half-Service Robo-Advisor vor. Wenn du Lust hast, in der Zwischenzeit dein Wissen über Aktien aufzubauen oder aufzufrischen, dann sei doch am 2.3.17 um 10.00 Uhr in meinem kostenlosen Webinar dabei. Thema: 4 Faktoren für deinen langfristigen Aktienerfolg! Den Anmeldelink findest du auf meiner Facebook-Seite #boerserockt.