Zuletzt aktualisiert am 4. Oktober 2023 by Sabine Röltgen
Das klingt nach einer super Sache! Steuerfreie Dividende! Die hättest du auch gern. Aber wo gibt’s die denn? Und was heißt genau steuerfrei? Normalerweise kriegen wir vom deutschen Finanzministerium nichts geschenkt. Schon gar keine Steuern!!!
Wo ist hier der Haken?!?
1 Steuerfreie Dividenden und was dahinter steckt
Unternehmen, die eine sog. steuerfreie Dividende ausschütten, sind z.B. die Deutsche Telkom, die Deutsche Post oder Freenet.
Diese Firmen bezahlen die Dividende aus ihrem Einlagenkonto gemäß §27 Abs. 1 KStG. Die Abkürzung steht übrigens für Körperschaftssteuergesetz.
Steuerfreie Dividenden sind NICHT steuerfrei.
Einzige Ausnahme: Du hast die Aktien VOR dem Jahr 2009 gekauft. Im Januar 2009 wurde die Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge eingeführt. Kapitalerträge sind Zinsen, Dividenden oder Kursgewinne.
Auf alle Kapitalerträge wird eine Steuer von 26,375 % fällig. Mit Kirchensteuer kommst du auf ca 28 %.
Die „steuerfreie Dividende“ ist dem Finanzamt lediglich gestundet. Sie wird nämlich über die Haltedauer kaufpreismindernd fortgeschrieben.
Was bedeutet das?
2 Steuerfreie Dividende mit einer Beispielrechnung
Wir nehmen an, du hast Anfang 2014 100 Aktien des XY-Unternehmens gekauft. Dein Einstandspreis im Depot lag bei 20 Euro pro Aktie. Einstandspreis heißt, dass die Transaktionskosten wie Kaufgebühr mit eingerechnet sind.
Du bekommst 1x im Jahr eine Dividende von 1 Euro – steuerfrei. Du hältst die Aktie 5 Jahre lang und hast somit 5 Euro „steuerfreie“ Dividende erhalten. Jetzt verkaufst du die Aktie, die mittlerweile einen Aktienkurs von 30 Euro erreicht hat.
Auf die 5 Euro Dividende hättest du normalerweise die Abgeltungssteuer gezahlt: 26,375 % (ohne Kirchensteuer, mit ca 28 %). Diese Steuer wird JETZT fällig – beim Verkauf deiner Anteile.
Normalerweise müßtest du jetzt nur die Differenz zu deinem Einstandspreis bezahlen. Also 30 Euro minus 20 Euro = 10 Euro Kursgewinn. Jetzt kommen aber noch die ca 3,65 Euro „steuerfreie“ Dividende dazu, die über die Haltedauer kaufpreismindernd fortgeschrieben wurden.
Also: 20 Euro minus 3,65 Euro = 16,35 Euro ist jetzt der Kaufpreis. Du versteuerst also nicht 10 Euro, sondern 13,65 Euro. Darauf zahlst du die Abgeltungssteuer.
Es handelt sich also bei „steuerfreien“ Dividenden lediglich um eine Steuerstundung, einen Aufschub bis zu dem Zeitpunkt, an dem du die Aktien verkaufst.
3 Lohnen sich steuerfreie Dividenden für dich trotzdem?
Die Frage kannst du natürlich am besten selbst beantworten. Wenn du eine buy-and-hold-Strategie verfolgst, kann das Thema für dich interessant sein. Du willst deine Aktien NIE verkaufen. Damit verschiebst du die Steuerzahlung in die Unendlichkeit.
Das ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn das Unternehmen, in das du investiert hast, über die Zeit einen guten Job macht. Also profitabel ist. Gewinne erwirtschaftet.
Auf Steuersparmodelle generell gehe ich hier nicht ein. Das ist bei jedem anders. Und da fragst du für Detail-Themen am besten deine/n SteuerberaterIn.
Zusammenfassung
Es kann sich lohnen, die eine oder andere Aktie im Depot zu haben, die eine steuerfreie Dividende ausschüttet. Mach deine Entscheidung für einen Aktienkauf aber NICHT davon abhängig.
Wichtiger sind immer das Geschäftsmodell und das Wachstumspotenzial des Unternehmens.
Die „steuerfreie“ Dividende ist dann nur EIN Aspekt deiner Entscheidung. Und zudem ist die Steuerzahlung ja lediglich gestundet, also aufgeschoben. Sobald du das Wertpapier verkaufst, wird die Steuerzahlung fällig.
Eine gute Übersicht zu den Unternehmen, die in 2018 steuerfreie Dividenden ausgeschüttet haben, bietet übrigens die Webseite von börsengeflüster.de.
Es ist übrigens nicht garantiert, dass ein Unternehmen immer eine steuerfreie Dividende ausschüttet. Das entscheidet 1x im Jahr die Hauptversammlung.
Wenn du mehr zu Aktien wissen willst. Wenn du vielleicht sogar endlich selbst AktionärIn werden willst, dann ist bestimmt mein Selbstlernkurs etwas für dich.
Herzliche Grüße und denk immer dran: #börserockt!
Sabine
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